Monster, Maler und Propheten.

Timo Feldhaus:"Mary Shelleys Zimmer" (Verlag Rowohlt) | 13.5.2022

Nachdem ein Vulkanausbruch in Indonesien 1816 eine handfeste Klimakatastrophe verursacht hat, verdunkelt sich die Welt für viele Monate. Ein Sommer mit Schnee, wenig Licht und vielen trüben Gedanken, veranlassen Percy Bysshe Shelley, seine spätere Frau Mary, deren Schwester und Lord Byron, samt Leibarzt zu einer Reise ins Licht. Eine Genfer Villa scheint genau der richtige Ort zu sein. Freie Liebe, Drogenexperimente, Alkoholexzesse und wilde Spekulationen über den Weltuntergang bestimmen das Denken der eingeschworenen Gemeinschaft. Um sich im trüben Licht bei Laune zu halten, denn auch hierher hat der Tambora seine dunklen Wolken getrieben, erzählt man sich abends Gruselgeschichten. Davon inspiriert und von der bevorstehenden Industrialisierung beeinflusst, verfasst Mary Shelley ihren "Frankenstein", der lange nach ihrem Tod, in den Kanon der Weltliteratur aufgenommen wurde.
Währenddessen lässt Timo Feldhaus das ganze Personal dieser Zeit an uns vorbeiziehen. Von Goethe bis Napoleon über Caspar David Friedrich und Turnvater Jahn kriegt jeder sein Fett weg. Katharina von Württemberg errichtet eine Spar-Casse, Ada Lovelace wird geboren um später das erste Computerprogramm zu schreiben. Und während die Wolken die Sonne verdunkeln und die Welt aus den Fugen gerät, wird so manch kluge Idee geboren...
Was für ein famoses, pralles und unterhaltsames Buch! So geht Geschichte! Ganz großes Lesevergnügen. Klug geschrieben und dermaßen süffig erzählt, daß man nahezu betrunken ist und gleich nochmal von vorne anfangen möchte!
Lesen!
Unbedingt lesen!