Im Angesicht des Todes.

Sebastian Barry: "Tage ohne Ende" (Verlag Steidl) | 12.1.2019
Sebastian Barry: "Tage ohne Ende" (Verlag Steidl)1851. Der Ich-Erzähler Thomas McNulty und sein hübscher  Lebens- und Liebes(!)gefährte John Cole arbeiten als Tanzmädchen in einem Saloon für Bergarbeiter. Frauen gibt es dort nicht und die beiden Männer sind beliebt. Dennoch lassen sie sich " zum miesesten Lohn, aller Zeiten" für die Armee rekrutieren. Furchtlos, einander Schutz, Trost und Kraft spendend, mäandern Thomas und Jon, von Gemetzel zu Gemetzel. Beide haben schon viel durchgemacht. Hungersnöte, Fieberepidemien und, vor der großen Armut in Irland fliehend, eine lange und qualvolle Schiffspassage von Kanada nach Missouri überstehen lassen. Selbst Schiffsladungen voller toter Körper, können den beiden ihre Zuversicht und Hoffnung auf ein besseres Leben nicht nehmen. In den Wirren des amerikanischer Bürgerkriegs, nach einem grauenvollen Rundumschlag gegen ein Indianerdorf, "adoptieren" die beiden Jungs die kleine Winona, um dem Indianermädchen eine bessere Zukunft bieten zu können und verlassen die Front... Als "Gespenster ohne Ort" wandeln die drei von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, auf der Suche nach Heimat. Shawnees essen rohe Lungen, Soldaten schneiden Geschlechtsteile aus den den Indianern, damit sie niemals in ewige Jagdgründe eingehen können und Menschen verrecken wie die Fliegen.
Man friert oder schwitzt höllisch mit den Protagonisten und möchte sich am liebsten ständig die Nase zuhalten, weil der Gestank der Verwesung so allgegenwärtig ist. Und dennoch ist dieses Buch die schönste Prosa, die ich seit langer Zeit gelesen habe.
So brutal das ganze Setting auch ist, so zärtlich, liebevoll und zuversichtlich ist der Umgang zwischen Jon, Thomas und Winona. Und so, wie man sich vor heraushängenden Gedärmen und eiternden Wunden ekelt, so laut muss man manchmal lachen, wenn die beiden Männer ihre großartigen Überlebensnummern darbieten und oft mehr Glück, als Verstand haben. Man weiß am Ende nicht, wer eigentlich gegen wen kämpft aber dass die Liebe das wichtigste im Leben und immer richtig ist, egal, wie sie sich darsteltl, das ist hier mal wieder aufs schönste bewiesen.
Ich verneige mich vor dieser traurigen, skurrilen und wunderschönen Erzählung.
Lesen!
Unbedingt lesen!