Der Bauer, die Braut und das Böse.

Reinhard Kaiser-Mühlecker:"Wilderer" (Verlag S. Fischer) | 8.7.2022
Während die Großmutter auf dem "Judengeld" hockt, versucht Jakob den Hof der Eltern irgendwie über die Runden zu bringen. Vielleicht liegts am schlechten Karma durch unrechtmäßige Aneignung oder einfach nur am maroden Zustand der Maschinen. So richtig will es nicht gelingen. Als eine junge Stipendiatin in die Nähe des Hofes zieht, wird schnell klar: die will bleiben und die will den Jakob. Der Künstlerin gefällt das einfache Leben auf dem Land, die sinnvolle Arbeit mit Tier und Natur. Sie bietet sich als Praktikantin an, wird Jakobs Frau und Mutter seines Sohnes. Nachdem die Großmutter, das Zeitliche gesegnet hat und das Erbe des Großvaters endlich an Jakob übergeht, kann das junge Paar richtig loslegen. Ein Biohof soll's werden und überhaupt sollen Glück und die Schönheit der Natur von nun an Vorfahrt haben. Katja fügt sich gut in die Familie Jakobs ein, arbeitet hart und beklagt sich nie. Könnte alles so schön sein . Aber nein, natürlich is da was, schwingt auf jeder Seite so ein ungutes Gefühl mit. Während einer Wanderung,braut sich nicht nur ein Gewitter zusammen. Da kommen plötzlich alte Geschichten hoch. Und viel schlimmer noch, mit dem Jakob stimmt was ganz und gar nicht. Wo kommt dieser Zorn her, der da tief in ihm lauert. Wo diese Gemeinheit, die ihm in den Knochen sitzt? Woher der Teufel, der auf seinem Herzen hockt und keine Empathie zulässt?
Wie großartig ist dieses Kammerstück gemacht! Wahsinnig toll geschrieben (preisverdächtig!) und so spannend. Eigentlich passiert nicht viel und doch geht es um alles, was einen Menschen ausmacht und die Welt zusammenhält. Wer Seethaler gerne gelesen hat, wird hier auf seine Kosten kommen. Nur noch viel literarischer!
Lesen!
Unbedingt lesen!