Im Netz der Spinne.

Gregor Sander: "Was gewesen wäre" (Wallstein) | 3.2.2014

Paul liebt Astrid und schenkt ihr zum Geburtstag eine nostalgische Reise nach Budapest. Astrid liebte mal Julius. Da war aber noch DDR und das ist lange her. Julius liebte niemand so richtig und setzte sich zum Bruder in den Westen ab. Heimlich war ein Treffen mit Freundin Jana, die ebenfalls "rübergemacht" war, Astrid, die "Westbesuchserlaubnis" hatte, und Julius vereinbart. Doch im "Netz der Spinne" sind die Falschen hängen geblieben.
Im maroden Budapester Luxushotel treffen Astrid und Paul unverhofft auf Julius und dessen Bruder - nach 25 Jahren! Die alte Geschichte bricht wieder auf und Astrid erkennt, wem sie damals alles auf den Leim gegangen sind...
Dem ahnungslosen Paul, der ostverklärt und verliebt einen Einblick in Astrids Vergangenheit erhaschen möchte, fliegt die Geschichte seiner Angebeteten gehörig um die Ohren. Dem schlagfertigen Radiomoderator, der noch jedem Politiker verbal das Bein stellen kann, fehlen zum ersten Mal die Worte. Und dem Leser ebenfalls!
Das ist mal eine Stasigeschichte! Da können viele andere Autoren einpacken! Ohne Pathos aber mit einer Leidenschaft, die keinen unberührt lässt. Mit Leichtigkeit erzählt ohne oberflächlich zu sein. Ein Roman, der alles hat: Liebe, Freundschaft und Verrat und dabei niemals altbekannte Klischees bemüht. Eine Geschichte voller Überraschungen und überraschender Wendungen, frisch und luftig - und doch gibt es eine großartige Dramaturgie, die geschickt zwischen den Zeilen versteckt ist. Wunderbare Situationskomik wechselt sich mit beklemmend erzählter Lebensgeschichte ab.
Was für ein Buch!
Was für eine Entdeckung!

Leute, wer dieses Buch nicht liest, ist selber schuld und verpasst was!
Und wenn dieses Buch nicht den nächsten Buchpreis bekommt, werd ich echt sauer!
Auch wenn das niemand interessiert, muß das mal gesagt werden.
Erscheinungsdatum: Februar 2014