Vielfältige Sünden.

Michael Ondaatje: "Kriegslicht" (Hanser Verlag) | 23.9.2018
Michael Ondaatje: "Kriegslicht" (Hanser Verlag)

1945. Der Krieg ist vorbei und England leckt seine Wunden. Noch sind viele Rechnungen offen, der kalte Krieg geht weiter und lässt Menschen spurlos verschwinden. Nathaniel und Rachel, von ihren Eltern aus "beruflichen Gründen" in der Obhut des "Falters" überlassen, wachsen zwischen illegalen Hundewetten und nächtlichen Schmuggeleien auf. Trotz halbseidener Ambitionen und viel krimineller Energie, beschützen und behüten der "Falter", der "Boxer" und die wilde Olivia die Kinder, wie ihre eigenen. Teure Privatschulen erziehen die Jugendlichen für die Gesellschaft - von den exzentrischen Freunden, alle aus Kreisen der Unterwelt, lernen die Jugendlichen fürs Leben.

Als die Mutter, ohne den Vater zurückkehrt und zwölf Jahre später ermordet wird, fängt Nathaniel an, das Leben der Eltern zu rekapitulieren. Ein Netz aus Spionage und gefährlichen Seilschaften offenbart sich und bringt, in vielen unterschiedlichen Facetten, die Menschen hinter den Menschen zu Tage. Erst da kann verstanden werden, was ihnen als Kindern unbegreiflich war und wofür die Eltern ihre Familie aufs Spiel setzten.

Wow! Was für ein tolles Buch! Immer wieder mit einem besonderen Twist, der alles über den Haufen wirft, was der Leser sich grad so schön zurecht gedacht hat.  Einzelne Beobachtungen, unzählige Fragmente und viele lose Fäden, die alle irgendwann zusammenlaufen, ergeben eine große, spannende und herzzerreißende Spionagegeschichte.

So muss gute Literatur sein. Ein Hochgenuss und macht süchtig!
Lesen!
Unbedingt lesen!