Tatortreiniger auf japanisch

Milena Michiko Flasar:"Oben Erde, unten Himmel" (Verlag Wagenbach) | 28.2.2023
Wissen Sie überhaupt, wer so alles in Ihrem Haus wohnt? Kennen Sie Ihre Nachbarn? Wann haben Sie sie zuletzt gesehen? Wie alt sind sie? Haben sie einen Hund oder Goldfische? Und wie war noch gleich der Name von "rechts unten" im Erdgeschoss?
Tja, der arme Herr Ono jedenfalls ist unbemerkt und ganz allein verstorben. Erst als es anfängt, komisch zu riechen, kommt die Putzkolonne von Herrn Sakai auf den Plan. Und alle wundern sich immer wieder, wie es sein kann, dass Nachbarn aus dem Leben scheiden, ohne vom Rest des Mietshauses vermisst zu werden. Gibt's doch gar nicht, denkt Suzu, die selber eher zurückgezogen lebt und mit nichts und niemandem etwas zu tun haben will. Als sich ihr Hamster, der einzig zu ertragende Mitbewohner, plötzlich von ihr abwendet, ihr Chef im Restaurant sie vor die Tür setzt, weil die Gäste angeblich ihre stoische Art nicht mehr ertragen können, kommt Suzu ins Grübeln ...
Erst der neue job bei der "Reinigungsfirma der ganz besonderen Art" zeigt Suzu, dass man sich nicht nur einen unempfindlichen Magen antrainieren kann, sondern auch ein gewisses Interesse an seinen Mitmenschen. Und dass es am Ende sogar mehr Spaß macht, "gemeinsam einsam" zu sein, als allein. Herr Sakai und ihre neuen Mitarbeiter, die alle ein bisschen schräg unterwegs sind, lassen Suzu gesellschaftsfähig werden, Empathie entwickeln und bringen sogar den Hamster wieder dazu, aus seinem Häuschen zu kommen ...
Schön schrullig, herrlich skurril und auf ganz bezaubernde Art lernen wir, dass es nicht immer gut ist, seine Unzulänglichkeiten zu kultivieren und dass man auf der Welt nicht allein ist.
Lesen!
Unbedingt lesen!