Im Labyrinth!

"Die Knochenuhren" David Mitchell (Rowohlt) | 26.9.2016
David Mitchell "Die Knochenuhren"

Als Holly Sykes 1984 nach einer seltsamen Begegnung mit einer alten Lady von zu Hause abhaut, ahnt sie nichts von einer zweiten Nabelschnur, und dass ihr Körper Hüterin einer alten Seele ist. Unscheinbar, vorsichtig und eher freudlos, verbringt Holly ihre Jugend an verschiedensten Orten der Welt. Immer unter Beobachtung und immer auf der Hut. Vor den "Radiomenschen", Stimmen, die nur für sie zu hören sind. Vor nächtlichen Besuchern, die sich plötzlich materialisieren und genauso plötzlich wieder verschwinden. Vor Zeitlöchern, Vorahnungen und kurzen Aussetzern, in denen sie in Zungen spricht.

Als sie D'Arnog kennenlernt, der absurderweise behauptet 1897 geboren worden zu sein, und das erste Mal von den Anachoreten erfährt, passen pötzlich immer mehr Puzzleteile zusammen. Unfälle, die sie vorrausgesehen hat, ihr vor vielen Jahren, auf mysteriöse Weise, verschwundener kleiner Bruder. Gedichte über Apex-Räuber und Seelenfresser.
Nachrichten über Labyrinthe und Horologen. Verschwörungstheorien rund um Nine-Eleven und der Tod ihres Mannes, ein Kriegsfotograf, der  im Irak eine politische Intrige aufdeckte.

An Irlands Atlantikküste hat Holly sich im Alter als Schriftstellerin zurückgezogen. Als der "Fall Voorman", eine Geschichte aus einem ihrer erfolgreichen Bücher, tatsächlich passiert, Belgien und andere Landstriche einfach von der Bildfläche verschwinden, Öl, Wasser und andere Ressourcen knapp werden, erkennt Holly, dass sie Mittelpunkt einer Fehde ist, die von dunklen Mächten, in abgelegen Winkeln der Erde ausgetragen wird.
Dass die Seelenfresser das Ende der Menschheit bedeuten und sie vielleicht die einzige Waffe der Guten ist...

Herrschaftszeiten, was für ein Buch!

Ganz nach "faustschem Prinzip" werden hier die Seelen verkauft bzw. sich einverleibt! Total abgefahrener, metaphysischer Thriller, an typischen Mitchell-Schauplätzen. Sollte man den "Wolkenaltlas" oder die "Tausend Herbste des Jacob de Zoet" gelesen haben, trifft man alte Bekannte wieder! Wenn nicht, wird man sie spätestens nach den "Knochenuhren" lesen wollen!

Wie kann man nur so gut schreiben? Zum Niederknien!

Lesen!

Unbedingt lesen!