Walk! Don't Walk!

Garth Risk Hallberg:"City on Fire" (S. Fischer) | 28.5.2016
Garth Risk Hallberg: "City on Fire" (S. Fischer)

Vielleicht etwas zu lang, zu dick und hin und wieder zu elaboriert aber wahnsinnig gut!

Unglaublich, was Hallberg uns da um die Ohren haut. Wieder mal New York, wieder mal die Siebziger. Wieder mal was mit Sex and Drugs and... Diesmal eher Punk statt Rock'n Roll - irgendwo zwischen den Stroggs, den Ramones und Patti Smith. Illegale Restaurants in zwielichtigen Ecken der Lower East Side - ohne Toiletten, wo man auf dem Weg zum Pinkeln im Treppenhaus jede Menge Kokain gedealt kriegt. Dekadente Künstler in homo- und heterosexueller Experimentierphase. Musiker aus reichen Dynastien mit abgebrochenen Existenzen und aufgekündigten Familienverhältnissen. Kids, die in einer post-humanistischen Phalanx Gruppierung ihr Heil suchen. Ein gehbehinderter Inspektor, der im Good Cop/Bad Cop-Spiel grundsätzlich unterschätzt wird. Ein österreichischer Galerist, der überall seine Finger im Spiel hat.

Ein afro-amerikanischer Lehrer an einer weißen Mädchenschule, der heimlich am großen Roman schreibt und noch heimlicher mit seinem Liebhaber ein Doppelleben jenseits seiner Familie führt. Abgehalfterte Geschäftsleute der Wall Street, ein Journalist, der mehr trinkt als er schreibt und immer auf der Suche nach der perfekten Geschichte ist, ein gescheiterter, einstmals gefeierter Feuerwerker... Alle suchen und finden, geben und verlieren, kratzen zusammen und verschwenden.

Im guten alten Central Park wird ein Mädchen angeschossen und dieser Vorfall führt all die Leute zusammen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Und dann kommt der Super-Gau! Stromausfall im Big Apple, der melting pot wird zum Fegefeuer... Das war die Blackout-Nacht vom 13. auf den 14.juli 1977, die die Stadt in ein Inferno und einen Ort des Terrors verwandelte.

Und danach ist nichts mehr, wie es vorher war...

Heilig Sch...was für ein Buch! Das reisst einen um und hin und her und weg und macht einen echt fertig! Weil man nicht aufhören kann zu lesen. Weil man völlig süchtig ist oder wird. Weil man Verabredungen absagt, sich krank schreiben lässt oder einfach nicht mehr schläft - keine Ahnung!

Nach Jonathan Lethem und seiner "Festung der Einsamkeit" hat es lange kein so großes "New York-Buch" gegeben. Trotz Jennifer Egan und Rachel Kushner.
Aber jetzt!

Also Leute:
lest dieses Buch!

Auch wenn es etwas zu lang, zu dick und manchmal zu elaboriert ist!