Stille Wasser sind tief.

Michael Kumpfmüller: "Ach, Virginia" (Verlag Kiepenheuer & Witsch) | 20.2.2020

Ganz fein und ohne sich des Ichs der großen Schriftstellerin anzumaßen, erzählt Kumpfmüller von den letzten 10 Tagen  Virginia Woolfs. Von ihrer asexuellen Beziehung zu ihrem Ehemann, ihrer fatalen Liebe zu Vita Sackville-West, dem frühen Missbrauch durch ihre Brüder, ihrem strengen Elternhaus und dem Unglück, dass jedem Glück auf dem Fuße folgt.
Eine große Todessehnsucht wohnt dieser wunderbaren, klugen Frau inne, befeuert durch schwere Depressionen und der Hoffnung auf Erlösung.
Nach einem missglückten Suizid, verlässt sie kaum noch Bett und Haus, kann weder essen noch schlafen. Einzig im Tagebuch erlaubt sie sich zu reflektieren und Zeugnis abzulegen. Während Kampfflugzeuge über Londen fliegen, kämpft die Autorin, im malerisch gelegenen Cottage in Süd England, einen aussichtslosen Koampf gegen sich selbst. Ein Kampf, der im Wasser endet, mit einem anrührenden (und viel zitierten )Abschiedsbrief an ihren Mann Leonard.
Poetisch, düster, ironisch und oft absurd komisch, ist diese Außen- und Innenasicht einer großen, ambivalenten Schrifstellerin. Eine Frau, die schon früh für ein selbsbestimmtes Leben gekämpft und geschrieben hat und folgerichtig auch desssen Ende nicht dem Schicksal überlassen wollte.
Schön traurig und traurig schön!
Aber Obacht: man sollte selbst gut gestellt sein, wenn man sich dieser literarischen Perle stellt!
Und dann aber nix wie lesen!
Unbedingt!