Heimweh ist schlimmer als Hunger!

Peggy Mädler."Wohin wir gehen" (Galiani Berlin) | 9.3.2019

Peggy Mädler."Wohin wir gehen" (Galiani Berlin)1688 stellte der elsässische Arzt Johannes Hofer fest, dass Heimweh bei Schweizer Söldnern, "nicht selten zu körperlicher Zerrüttung führt, im schlimmsten Fall sogar zum Tod". Heimweh hat man, wenn man seine Heimat vermisst - wenn man eine hat. Was ist Heimat? Was macht sie aus? Während Kristine sich in der Berliner Heimat um die demente Mutter ihrer besten Freundin Elli kümmert und so die Geschichte dieser Familie erzählt wird, sucht Elli in Basel ihre Bestimmung. Kommt nie richtig an, vermisst die beste Freundin schmerzlich und geht doch nicht zurück. Entfernt sich immer weiter - geographisch gesehen.

Wie alle in dieser Geschichte, sind drei Generationen, vertrieben, geflüchtet oder auf der Suche nach neuen Ufern. Von Böhmen nach Brandenburg, nach Berlin, nach Hamburg, nach... und wieder zurück. Der Balaton fungiert als "Fluchtpunkt San Francisco", wo heimlich, bis zum Mauerfall, deutsch-deutsche Freundschaft gelebt werden kann. Als die Mauer fällt, dann die große Frage: wohin? Und wenn man plötzlich, fern der Heimat, sich selbst nicht mehr kennt oder den letzten Menschen verliert, der einen am längsten gekannt hat, ist es gut, dass es da noch die beste Freundin gibt.

Was für ein schönes, kluges und wahres Buch! Auf weniger als 220 Seiten steht alles, was das Leben ausmacht. Eine Ode an die Freundschaft und die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Herausragend und sehr berührend!

Lesen!
Unbedingt lesen!