Falling down!

John Lanchester: "Kapital" (Verlag Klett-Cotta) | 18.2.2013

Wer alles hat, kann alles verlieren.
Die Bewohner der fiktiven Pepys Road, in einem unspektakulären  Stadtteil Londons, sind es gewöhnt, mit wenig zurechtzukommen. Man hält sein Häuschen in Schuss, plaudert mit dem Nachbarn, ärgert sich über Nichtigkeiten, verliebt sich, heiratet, bekommt Enkelkinder, stirbt...
Ein ganz normales Leben, immer auf der Suche nach dem kleinen Glück, immer am Rande des Existenzminimums.
Dann kommen die Bänker.
Jung, schön und erfolgreich, kaufen sie Immobilien zu horrenden Preisen und schmeißen ihre Jahresprämien zum Fenster raus.
Im Zuge der Gentrifizierung gehen gemütliche Ecken vor die Hunde und vereinsamen alte Fossile der ehemaligen Arbeitersiedlung.
Alles wird schick und teuer.
Luxus macht sich breit.
Polnische Handwerker halten die Preise im Keller und lieben die Frauen. Eine alte Dame leidet plötzlich an visionären Ohnmachtsanfällen und die senegalesische Fußballhoffnung, Freddy Kamo, arbeitet mit seinem Vater am internationalen Durchbruch in einem Premier-League-Club. Ein pakistanischer Kioskbesitzer gerät unter Terrorverdacht - die Welt steht plötzlich Kopf.
Und dann kommt das Jahr der Lehmann-Pleite.
Die ersten Boni bleiben aus, unzufriedene Ehefrauen hauen ab und lassen ihre ergebnisorientierten, erfolgsverwöhnten Ehemänner, nebst verhätschelter Kinderschar, zurück.
Zu allem Übel finden die Bewohner der Pepys Road die Nachricht in ihren Briefkästen: "Wir wollen, was ihr habt".
Angst macht sich breit.
Und plötzlich beginnt sich der Wohlstand in Luft aufzulösen...
So geht Geld, im wahrsten Sinne des Wortes!
Ein Hammerbuch!
Unbedingt lesen!