Engel des Todes - eine Lebensbeichte.

"Am Rand" Hans Platzgumer (Verlag Zsolnay) | 5.10.2016
"Am Rand" Hans Platzgumer (Verlag Zsolnay)

Vinchgau ein Dorf in Westösterreich. Jugoslawische Banden und Kleinkriminelle aus Anatolien tyrannisieren die triste Siedlung, in der Gerold zu Hause ist. Die Mutter Prostituierte, der Vater unbekannt. Mit diesem Stammbaum ist man entweder verloren oder tritt einem Karateverein bei.

Gerold, dem der Kampfsport nicht nur Kraft und Ansehen verleiht, ist ansonsten ein stiller, nachdenklicher Junge. Zu dritt träumen sich die Freunde auf Kränen, baufälligen Brücken und gefährlichen Felsvorsprüngen weg vom einfachen Leben, voller Entbehrungen. Typische Adoleszenzgeschichten zwischen Heranwachsenden, wenig beaufsichtigten Halbstarken tragen sich zu.

Gerold beginnt den ersten Mord am todkranken tyrannischen Großvater, der "nach Hause" zurückgekehrt ist, um sich von Tochter und Enkel den Lebensabend erleichtern zu lassen. Früher Missbrauch und ständiges Drangsalieren der Tochter, Gerolds Mutter, ist für den Jungen Grund genug dem Wiedersacher den Garaus zu machen. Der zweite "Mord" ist eher eine Sterbehilfe, die Gerold viel später, einem schwer verletzten Freund erweist. Als ihm selbst das Leben zu gelingen scheint und er ein Art Glück und Zufriedenheit erlebt, klopft der Tod erneut an seine Tür. Und lässt Gerolds Leben aus den Fugen geraten. Nun steht er am höchsten Punkt des Bocksbergs und es fehlt nur noch ein konsequenter, letzter Schritt...

Harter Tobak in höchst literarischer Form. Wer Robert Seethaler "Ein ganzes Leben" gern gelesen hat, wird an diesem Buch nicht vorbeikommen! Ganz schlicht und klar wird hier über eine Ungeheuerlichkeit berichtet, dass es einen umhaut! Was für eine schöne Sprache, kein Wort zu viel!
Lesen!
Unbedingt lesen!