
Das Land bzw. die Wälder brennen den Schweden unterm Hintern weg. Ganze Dörfer werden evakuiert und und wer nicht früh genug Sack und Pack und die Beine in die Hand nimmt, hat schlechte Karten. Familien verlieren sich, Transportwege werden abgeschnitten und jeder ist sich selbst der Nächste.
Folksängerin Elf, Bluesbassist Dean, Gitarrengott Jasper und der Jazzdrummer Griff. Die späten Sechzigerjahre und ein schrilles, psychedelisches Setting im "Swinging London" sind die Ursuppe in David Mitchells neuem Meisterwerk.
Während die Großmutter auf dem "Judengeld" hockt, versucht Jakob den Hof der Eltern irgendwie über die Runden zu bringen. Vielleicht liegts am schlechten Karma durch unrechtmäßige Aneignung oder einfach nur am maroden Zustand der Maschinen. So richtig will es nicht gelingen. Als eine junge Stipendiatin in die Nähe des Hofes zieht, wird schnell klar: die will bleiben und die will den Jakob. Der Künstlerin gefällt das einfache Leben auf dem Land, die sinnvolle Arbeit mit Tier und Natur. Sie bietet sich als Praktikantin an, wird Jakobs Frau und Mutter seines Sohnes. Nachdem die Großmutter, das Zeitliche gesegnet hat und das Erbe des Großvaters endlich an Jakob übergeht, kann das junge Paar richtig loslegen. Ein Biohof soll's werden und überhaupt sollen Glück und die Schönheit der Natur von nun an Vorfahrt haben. Katja fügt sich gut in die Familie Jakobs ein, arbeitet hart und beklagt sich nie. Könnte alles so schön sein . Aber nein, natürlich is da was, schwingt auf jeder Seite so ein ungutes Gefühl mit. Während einer Wanderung,braut sich nicht nur ein Gewitter zusammen. Da kommen plötzlich alte Geschichten hoch. Und viel schlimmer noch, mit dem Jakob stimmt was ganz und gar nicht. Wo kommt dieser Zorn her, der da tief in ihm lauert. Wo diese Gemeinheit, die ihm in den Knochen sitzt? Woher der Teufel, der auf seinem Herzen hockt und keine Empathie zulässt?
Weil Roth in eine neue Kanzlei wechselt, kann er endlich mal so richtig durchschnaufen. Vor den neuen, juristischen Herausforderungen eine kurze Auszeit nehmen und endlich sein Buch schreiben. Kurzerhand mietet er sich in Niendorf, am Arsch der Welt, ein. Die Saison geht langsam zu Ende, der letzte Gast dem Timmendorfer Strand abhanden und Roth, dem alles fremd ist, was "rülpst und furzt und stinkt" findet sich plötzlich in übelster Gesellschaft wieder. Alkoholiker, Strandkorbdreher und dicke Tittenmonster ziehen ihn hinab, in den Endzeitstrudel der Ostsee. Doch wie Phönix aus der Asche, steigt er wieder empor und wer hätte gedacht, dass diese Katharsis aus dem Schnösel Roth einen Menschen mit echten Gefühlen macht? Geläutert trifft Roth die Entscheidung seines Lebens: unverschämte Exfrau abhaken, der dummen Nuss von Tochter die Verwandschaft kündigen und das Haus in Hamburg verkaufen. Leinen los und ab dafür!
Nachdem ein Vulkanausbruch in Indonesien 1816 eine handfeste Klimakatastrophe verursacht hat, verdunkelt sich die Welt für viele Monate. Ein Sommer mit Schnee, wenig Licht und vielen trüben Gedanken, veranlassen Percy Bysshe Shelley, seine spätere Frau Mary, deren Schwester und Lord Byron, samt Leibarzt zu einer Reise ins Licht. Eine Genfer Villa scheint genau der richtige Ort zu sein. Freie Liebe, Drogenexperimente, Alkoholexzesse und wilde Spekulationen über den Weltuntergang bestimmen das Denken der eingeschworenen Gemeinschaft. Um sich im trüben Licht bei Laune zu halten, denn auch hierher hat der Tambora seine dunklen Wolken getrieben, erzählt man sich abends Gruselgeschichten. Davon inspiriert und von der bevorstehenden Industrialisierung beeinflusst, verfasst Mary Shelley ihren "Frankenstein", der lange nach ihrem Tod, in den Kanon der Weltliteratur aufgenommen wurde.
Währenddessen lässt Timo Feldhaus das ganze Personal dieser Zeit an uns vorbeiziehen. Von Goethe bis Napoleon über Caspar David Friedrich und Turnvater Jahn kriegt jeder sein Fett weg. Katharina von Württemberg errichtet eine Spar-Casse, Ada Lovelace wird geboren um später das erste Computerprogramm zu schreiben. Und während die Wolken die Sonne verdunkeln und die Welt aus den Fugen gerät, wird so manch kluge Idee geboren...
Was für ein famoses, pralles und unterhaltsames Buch! So geht Geschichte! Ganz großes Lesevergnügen. Klug geschrieben und dermaßen süffig erzählt, daß man nahezu betrunken ist und gleich nochmal von vorne anfangen möchte!
Lesen!
Unbedingt lesen!
Thadée ist schön, egoistisch und völlig empathielos. Sein etwas jüngerer Bruder Zachée, ebenfalls gut aussehend aber sonst genau das Gegenteil. Beide Brüder sind geniale Surfer, denen keine Welle zu hoch keine Tubes zu schwierig sind. Während Zach ohne zu murren im Schatten des großen Bruders bleibt, ihm immer gerne den Vortritt lässt, ist Thad erst zufrieden, wenn er den anderen noch die letzte Welle geklaut und als Einziger die fettesten Monster abgeritten hat. Beliebt ist der arrogante Schönling im Surfcamp jedenfalls nicht.
Mit einem goldenen Armreif am Handgelenk, einem nörgelnden Vater im Schlepptau und wenig Ahnung von Armenien, macht Klara sich auf die Spurensuche ihrer Familie. Weder ihr armenischer Vater noch ihre deutsche Mutter und schon gar nicht Klara selbst sind je in Omas Heimat gewesen. Erst der Tod der Großmutter und eine ominöse Hinterlassenschaft bringen Vater und Tochter zu den eigentlichen Wurzeln der Familie. Die Großmutter, in den 60ern als Gastarbeiterin nach Deutschland verfrachtet, hat viel Leid und wenig Freude in ihrer Heimat und später auch in Deutschland erfahren. Während ihre Familie, ihr ganzes Dorf einfach so im großen Völkermord an den Armeniern im osmanischen Reich verschwand, wurde Karlas Urgroßmutter auf Kosten ihrer Identität gerettet. Auf der Straßen wurden Namen in türkische Formen gepresst und alles hat sich immer nur fremd und falsch angefühlt. Das Narrativ der wahren Herkunft war so blaß geworden, dass es eigentlich schon gar nicht mehr da war. Wie lebt man mit einer gestohlenen Existenz, einer gefälschten Identität? Mit welcher Geschichte füllt man einen luftleeren Raum? Was lässt sich erzählen um sich selbst zu legitimieren? Was Krieg, Vertreibung und Flucht mit den Menschen macht vermag nur der zu wissen, der es erlebt hat. Und wer seit Genarationen keine eigene Geschichte mehr hat, wird es im Leben schwer haben, diese Schwere weiter vererben und immer am Rand der Gesellschaft stehen. So einfach ist das. Und so traurig!
Akira Kido Rechtsanwalt und Zaichnichi in dritter Generation, gehört trotz Einbürgerung und japanischer Ehefrau zu einer unbeliebten Minderheit. Nach dem Sarin-Gas-Anschlag auf die U-Bahn in Tokyo und dem Erdbeben in Osaka werden die Anfeindungen selbst im Freundeskreis unüberhörbar. Koreaner unerwünscht. Da wäre es gut, einfach in eine neue Identität zu schlüpfen. Von einer Klientin, die genau zur richtigen Zeit in Kidos Leben tritt, lässt er sich sich in einen Fall hineinziehen, der ihn am Ende sebst zu einer wichtigen Entscheidung zwingt. Die Ehefrau von Daisuke, der durch einen Arbeitsunfall sein Leben verloren hat, erfährt bei den Vorbereitungen zur Beerdigung, dass ihr Mann unter falscher Identität gelebt hat. Die Ehe wird annulliert, das gemeinsame Kind plötzlich unehelich, die Lebensversicherung eingefroren. Kido gerät auf der Suche nach dem wahren Daisuke in einen Strudel krimineller Machenschaften um Tauschgeschäfte falscher Identitäten. Ein komplexes Spiel verselbständig sich, nimmt Fahrt auf, führt in Sackgassen und an zwielichtige Orte. Das Ziel ist ungewiss. Die Spieler wechseln ständig Rolle und Position.
Keiner kennt Ihn aber jeder, der einmal in New York war, hat seine Werke beschritten, bestaunt oder ist in ihnen herumspaziert. Er baute Brücken, den Central Park, das Metropolitan Museum und verband Manhatten mit Brooklyn. Machte New York zu dem, was es heute ist.
Warum nur eine Parkbank an ihn erinnert, ist mehr als verwunderlich. Und warum der "Father of Greater New York" im Alter von 83 Jahren erschossen wurde, was die Elefantendame Topsy damit zu tun hat oder eine der reichsten Prostituierten Amerikas und was ihn mit den wichtigsten Politikern des 19ten Jahrhunderts verband, liest sich wie ein Schelmenroman und Kriminalstück in einem. "Der große Fehler" ist ein Roman über unerfüllte Liebe, große Visionen, Zufälle und schicksalhafte Begegnungen der besonderen Art. Immer fein und äußerst elegant, nimmt uns Jonathan Lee mit auf eine Reise durch die Zeit und der ungeahnten Möglichkeiten. Manchmal traurig, manchmal komisch manchmal etwas altmodisch, niemals kitschig und immer very british. So ist es, wenn ein Engländer über Amerika schreibt. Genau richtig. Man lernt viel, will sofort und unbedingt auf dieser einsamen Bank im Central Park sitzen, dem Autor danken und dem wunderbaren Mr. Green ein richtiges, großes Denkmal setzen.
Was für ein großartiges, kluges und unterhaltsames Buch. Ein Herzenswärmer und Seelentröster. Genau richtig in dieser schweren Zeit.
Lesen!
Unbedingt lesen!