Als Annie vom Mann ihrer verstorbenen Schwester aus dem Haus geworfen wird, schlupft sie notgedrungen bei einer Cousine unter. Sarah, nur unwesentlich älter als sie, bewirtschaftet einen kleinen Bauernhof im irischen Wicklow. Träge Kühe, denen man für jeden Eimer Milch gut zureden muss, launische Hühner und ein bockiges Pferd sind zu versorgen. Alles wird per Hand gemacht, von der Wäsche bis zur Butter. Das Leben der beiden Frauen ist hart, wortkarg und aufs wesentliche zusammengeschnurrt. Als Annies Neffen wie jedes Jahr auf der "Ranch" geparkt werden, wetteifern die beiden stillen Frauen um die Gunst der Kinder, genießen ihre heimlichen Triumphe und lassen sich von der Leichtigkeit der Kleinen mitreißen. Alles ist plötzlich heller und freundlicher aber auch Gefahr ist in Verzug. Dieses Jahr steht unter keinem guten Vorzeichen. Nicht nur die wilden Kesselflicker, die den Kindern Angst und Schrecken einjagen bedrohen die Farm. Die Avancen eines Mannes, der schon lange ein Auge auf Sarah geworfen hat treiben einen Keil zwischen die beiden Frauen und stellen ihre Seelenverwandschaft auf eine harte Probe...
Und wieder ein Buch zum niederknien!
So fein, so schön und anrührend wie schon bei "Tage ohne Ende" und "Tausend Monde" wird hier eine große Freundschaftsgeschichte erzählt. Zwischen zwei irischen, einfachen Frauen die im Jahr 1959 etwas aus der Welt gefallen zu sein scheinen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist es ein großer Segen, dieses Buch zu haben.
Lesen!
Unbedingt lesen!
Endlich hat Nivedita ihre Identifikationsfigur gefunden. Als Tochter eines indischen Vaters und einer deutschen Mutter hat man es in Zeiten der Black-Lives-Matter-Bewegung nicht gerade leicht. Mit der genauen Zuordnung. Als die neue und vor allem indische Professorin Saraswati ( "Intercultural Studies/Postkoloniale Theorie") ihre Vorlesungen mit "alle Weißen bitte aufstehen und raus" beginnt, heftet sich Nivedita voller Zuversicht an Sarawatis ethnische Fersen.
Und dann platzt die Bombe! Saraswati ist weiß! Heißt Sarah Vera Thielmann, hat in Karlsruhe das Licht der Welt erblickt, astrein deutsche Eltern und mit Sicherheit kein My indisches Blut unter ihrer Hautfarbe.
What????? Alles erstunken und erlogen, sich selbst erschaffen in Eigenkreativität. Handgeschöpft sozusagen. Darf man das? Und: kann man weiß sein überhaupt loswerden?
Für Nivedita bricht eine Welt zusammen und gegen Saraswati-Vera ein Shistorm aus. Die trotzt den ""kulturellpostkolonialrassischtischen" Verbalattacken und fragt nach der Deutungshoheit über Kultur und Identität. Alle regen sich künstlich auf, sprengen das Internet und verweisen die falsche indische Göttin des Campus. Sara(hVera)swati lacht sich eins ins Fäustchen (meistens jedenfalls) stellt provokante Fragen zum Kampf der Kulturen und kriegt letztlich sogar den besten Job ever...
Wie cool ist das denn? Da werden auf jeder Seite ernste und hoch sensible Themen verhandelt und dennoch lacht man sich schlapp und kann es kaum glauben: da traut sich eine, die so klug ist und weiß wovon sie spricht (Sanyal ist mit polnischer Mutter und indischem Vater sowas von PoC) auf das dünne Eis des Humors. Lacht über sich selbst und mit dem gesamten Personal der Geschichte. Entspannt den Diskurs um Identität und kulturelle Herkunft.Trotzdem immer PC (auch ohne PoC) und niemals anmaßend oder despektierlich. Am Ende kann man nur feststellen, dass unter jeder Hautfarbe das gleiche fließt. Blut und Wasser. Nicht mehr und nicht weniger.
Danke Mithu Sanyal! Ich sehe wieder etwas klarer im interkulturellen Identitätsdschungel.
Ist das ein intelligentes, witziges, gutes, richtiges und wichtiges Buch!
Allemann an die Seiten und lesen!
Unbedingt Lesen!
Das ist ein Befehl!
Paris, Kabul, San Diego, Los Angeles.
An diesen Orten entscheidet sich für Sameer, dem klugen Weisenkind, Ryder US - Marine mit Spezialauftrag in geheimer Mission und Hasir, einem Exil-Afghanen in Paris die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Während Osama bin Laden die Twin Towers attakiert, Ryder seinen Kollegen und Freund Kellog an einen defekten Fallschirm verliert, Hasir Zaman in seinem Pariser Penthouse beschließt seinen Neffen Sameer endlich aus Kabul rauszuholen, verändert sich durch den Terrorangriff die Welt. Amerika versinkt in Trauer und kollektivem Hass gegen Afghanistan, Syrien verschwindet unter der Burka und im Krieg. Frankreich fürchtet sich mit dem Rest der Welt vor weiteren Anschlägen. Nichts geht mehr.
Omenhaft schicken Destiny's Child ihren Song "Survivor" über den Äther, eine heimliche Hymne auch für Sameer, Ryder und Hasir. Während der Junge raus soll (und nicht will), der Soldat rein soll und nicht darf, gerät Hasir mit seinem franzözischen Pass und seiner afghanischen Herkunft unter Beobachtung des amerikanischen Geheimdienstes. Als die Soldaten endlich auf Osamas Spuren sind, Sameer die Wahrheit über seine Mutter erfährt und Hasir sich um Kopf und Kragen redet, vereitelt ein "friendly Fire" die Geheimoperation "Wamblee" und lässt die Welt für lange Zeit aus den Fugen geraten...
Großartig! Wie Frau Munz hier die männlichen Befindlichkeiten erspürt ist irre gut und absolut authentisch. Eine Geschichte über Liebe Freundschaft, Vertrauen und Verrat. Über die verzweifelte Suche nach einem Platz im Leben, Glück und Hoffnung. Wahsinnig gut geschrieben, tolle Dialoge! Spannend und am Ende ein echter Pageturner!
Lesen!
Unbedingt lesen!
Weiter geht's mit Coming of Age. Und wieder ist es der Mittlere Westen Amerikas, der seinen rauhen Charme versprüht, sind es glitzernde Seen und weite Himmel. Und auch hier geht es um ein Kaff mitten in der Pampa und einen Jungen, der seinen Platz im Leben sucht. Der perfekte Anschluss an "Big Sky Country"! Kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag schafft Sam es gerade noch, einen Ferienjob zu ergattern und den Fängen seiner Tante und den ständig auf Krawall gebürsteten Cousins zu entgehen. Sams Mutter ist schwer krank, hält sich aber tapfer und will ihren Sohn unbedingt in guten Händen wissen, bevor sie das zeitliche segnet. Der Junge ist freundlich, wohlerzogen und durchaus präsentabel aber still und ein unscheinbarer Außenseiter. Als "Mädchen für alles" kommt Samuel im alten Kino Metropolis nicht nur an die besten Filmklassiker aller Zeiten, sondern findet Zugang zu einer Freundesclique, die man seinen eigenen Söhnen und Töchtern nur wünschen möchte. So cool wie die etwas älteren (und sehr beliebten) Kids daherkommen ist keiner von ihnen und bald zeigt sich, dass jeder mit den Tücken und Ängsten des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat. Erstmal wird der scheue Neuzugang ordentlich unter die Lupe genommen und auf Herz und Nieren geprüft. Sam bleibt beständig, beweist sich als guter Zuhörer, verlässlicher Kumpel und wird im Kreis der Freunde aufgenommen. Der Sommer ist magisch, voller Abenteuer und vermittelt den Eindruck nie zu Ende zu gehen. Geht er natürlich! Die Clique zerstreut sich. Alle außer Sam beginnen ihr Studium. So weit weg wie möglich von Grady. Samuel bleibt zurück, leidet an Liebeskummer und weiterhin am meisten an sich selbst. Erst ein schwerer Schicksalsschlag macht Sam klar, das Erwachsenwerden nicht nur ein frommer Wunsch ist...
Wahnsinn! Schon wieder so ein unglaublich schönes Buch. Geschichten die das Leben schreibt und die jeder kennt. Mit herzzerreißenden Dialogen, jeder Menge Slapsticks, Chaos und genug Protagonisten mit dem Herz am rechten Fleck. Man leidet, lacht und fiebert mit. Kriegt feuchte Augen und jede Menge Gänsehaut.
Chapeau Herr Wells - das ist ganz großes Kino!
Dieses Buch macht glücklich!
Braucht man das?
Unbedingt!
Lesen! Lesen! Lesen!
Michigan. Eine Farm am Arsch der Heide. Weiter Himmel, lange Tage voll harter Feldarbeit und Holstein Kühen, die sich "nicht von selber melken". Wortkarge Menschen und raue Sitten. Massenweise Katzen, wo ein Wurf den nächsten generiert. Und wenn der ganze Heuboden nach Katzenpisse stinkt, müssen die Viecher "entsorgt" werden. August ist gerade mal zwölf Jahre, freundlich, fleißig und tut eigentlich keiner Fliege was zuleide. Erstaunlich kaltblütig lässt der Junge einen ganzen Sack voller Katzen elendig verrecken - ohne mit der Wimper zu zucken. Man wundert sich. Als die Eltern sich höchst einvernehmlich und ohne großes Drama voneiander trennen, Mutter Bonnie mit August nach Montana zieht, geschieht das nicht nur weil sie keine Lust mehr auf ein Leben in der Pampa hat. Augie tut sich schwer neue Freunde zu finden. Die erste Liebe ist eher toxisch, bricht ihm sein junges Herz und was er studieren soll steht noch nicht mal in den Sternen. "Irgendwie geht es allen anderen gut nur er konnte keine Möglicheit finden, richtig zu leben. Die meiste Zeit wollte er seine eigene Gesellschaft nicht aber ihm fiel kein guter Ausweg ein"(...) Nachdem eine Feier mit Freunden völlig aus dem Ruder läuft, kehrt August Montana den Rücken, verbringt einen letzten Sommer bei seinem Vater und beschließt seinen eigenen Weg zu gehen...
Dieses Debüt ist eine Wucht!
Es gibt tolle Dialoge ( schreit förmlich nach Verfilmung) und eine umwerfende Situationskomik.
Das Buch ist fein und sehr liebevoll, hat aber einen verdammt harten linken Haken. Und der trifft manchmal voll in den Solarplexus! Da bleibt einem die Luft weg.
Gut, dass uns das Buch zwischendurch immer wieder ganz fest in die Arme nimmt. Und man spüren kann, dass am Ende alles gut wird!
Is' das schön!
Lesen! Unbedingt lesen!